Die Kager-Kapelle am Dorfausgang von Girlan in Richtung St. Michael ist ein historisches Kleinod. Es handelt sich um eine für das späte Mittelalter typische Straßenkapelle, wie sie vielfach an Ortseingängen zu finden sind.

kager kapelle

Dr. Karl Zani hat 1948 eine Dokumentation über die Kapelle verfasst, darin heißt es u.a.: " [...] Diese Kapelle gilt im Ort als eine der ältesten Kultstätten und wird ursprünglich als Heiligtum zum heiligen Martin im Walde bezeichnet. Klein, von nur wenigen Quadratmetern im Ausmaß, hat diese Strassenkapelle eine gewölbte Decke und ist von einem Pyramidendach überragt.[...]

Der Baustil lässt auf das Ende des 16. Jahrhunderts schließen. Dies wird erhärtet durch den Umstand, dass diese Kapelle auf dem von Georg Graff gestifteten Ölbild, das den Großbrand von Girlan im Jahre 1673 darstellt, vorkommt.

Bis zur Trockenlegung des Sees von Girlan in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts reichte dessen Wasser bis an den bei der Kapelle vorbeiführenden Weg heran. "

Im Jahre 1775 ist Balthasar Mathá Besitzer der Kapelle, damals „Bildstock zu Girlan“ genannt, und des nahegelegenen Hofes, heute Kager. Die Kapelle ist eine Marienkapelle, seit 1791 befand sich im Inneren eine Pietá, geschaffen von Kaspar Schott aus "Potzen". Die Statue wurde in den 1990er Jahren vorübergehend entfernt und durch eine Abbildung ersetzt.

Diese „Kager-Muttergottes“ wurde vielfach bei verschiedenen Anliegen um Hilfe angerufen. Mehrere Votivtafeln zeugen von Dank für ein gnadenhaft empfundenes Geschehen in einer kritischen Situation. Eine davon aus dem Jahre 1797 bietet einen Hinweis auf die damalige Girlaner Tracht und diente als Vorlage für die neue Festtagstracht der Girlaner Musikkapelle.

Prov. Zani erwähnt in der oben genannten Dokumentation von 1948 auch in der Kapelle vorgefundene „Votiv-Eier“ und schreibt:.
„U.a. befinden sich dort auch viele Votiv-Eier, die zu den seltensten Votiv Geschenken der Alpenländer zählen dürften und volkskundlich von unschätzbarer Bedeutung sind.“

Bereits 2002 lobt Luis Tapfer in einem Bericht im Überetscher Gemeindeblatt die liebevolle und fleißige Pflege der Kapelle durch Maria „Maridl“ Kager, der die Kapelle zeit ihres Lebens ein Herzensanliegen war. Im Gedenken an Maridl Kager wurde die Kapelle 2024 von ihrer Familie, mit Beiträgen der Stiftung Sparkasse, des Vereins für Heimatpflege Eppan und der Pfarrei Girlan von Grund auf restauriert und erstrahlt nun zur Freude der Girlaner und Passanten in neuem Glanz.

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